Alles Wissenswerte über das (zu kurze) Zungenband

Gastartikel von Kathi Prietl

Wenn wir vom Zungenband sprechen, dann reden wir über den bindegewebigen Strang unter der Zunge, der bei Babys oft Probleme macht. Aber auch ältere Kinder und Erwachsene können betroffen sein.

Dieser Strang hat keinerlei Blutgefäße oder Nerven, was das Schneiden sehr erleichtert.

Wichtige Info gleich vorab: Dieses Gewebe lässt sich NICHT dehnen.

Dehnen allein reicht also nicht aus, wenn es Probleme mit dem Zungenband gibt. Es hilft also meist nur das Schneiden, um nachhaltige Veränderungen zu ermöglichen.

Wächst sich das aus?

Nein, denn wie oben gesagt ist eine passive Dehnung nicht möglich und somit ist meist die Frenotomie die einzige Möglichkeit die Symptome zu lindern.

Was können mögliche Symptome eines zu kurzen Zungenbandes sein?

Schnalzen beim Stillen, weil Saugen nicht optimal funktioniert
Saugbläschen an der Lippe
Stillprobleme - zu wenig ausdauernd, zu oft, zu wenig
Eifelturmphänomen - wenn die Zunge angehoben wird
Schüsselbildung der Zunge beim Schreien
Zunge bleibt beim Schreien ganz unten
Trapezförmige Zunge beim Schreien
Rutschbahnform der Zunge
V-förmige Zungenspitze
Herzförmige Zungenspitze
Brustwarze ist verformt nach dem Stillen
Brustschmerzen/ Brustentzündungen bei der Mama
häufiges Aufstoßen
Blähungen
Zunge ist nie ausserhalb des Mundes sichtbar
motorische Entwicklungsverzögerung
Überstreckung der Halswirbelsäule
Vorderzähne drehen sich nach innen
gestörte Zungenfunktion
Gaumenverformungen, weil Druck von der Zunge fehlt
vermehrter Karies im Oberkiefer
Migräne
Nackenschmerzen
vermehrt Polypen, weil oft der Mund offen ist
Eisessen anstelle Eischlecken

Frenotomie = Schneiden des zu kurzen Zungenbandes

Oft wird nur der anteriore Anteil geschnitten und das reicht aber nicht immer aus. Ganz früher haben das die Hebammen einfach bei jedem Kind, bei dem das Zungenband aufgefallen ist, im Krankenhaus mit dem Fingernagel kurz nach der Geburt gemacht. Das darf man heutzutage aus hygienischen Gründen nicht mehr tun und deshalb ist das Zungenband immer wieder Thema.

Nach der Frenotomie sieht man eine Raute. Im Rahmen der Wundheilung schaut es aus wie Eiter - aber das ist ganz normal und genau richtig.

Die Übungen danach sind sehr wichtig, denn sonst schränkt sich die Bewegung schnell wieder ein und alles ist wie vorher. Bestenfalls alle 4 Stunden für 3 Wochen sollten die Übungen gemacht werden, um ein gutes Ergebnis zu erreichen.

Es braucht keine Vollnarkose und das Schneiden selbst dauert 2 Sekunden. Kinder schreien nicht, weil es weh tut, sondern weil sie festgehalten werden.