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Rückenschmerzen bei Kindern - 7 mögliche Ursachen

Wenn dein Kind Rückenschmerzen hat, ist es wichtig, die Ursache herauszufinden. Nur wenn klar ist, was der Auslöser für die Rückenschmerzen ist, lässt sich zielgerichtet und langfristig etwas dagegen tun. Behandelt man hingegen lediglich die Symptome, werden die Schmerzen immer wieder auftreten und können mitunter irreparable Haltungsschäden nach sich ziehen.

Die Ursache für Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen liegt oft im ersten Lebensjahr

Die meisten Eltern unterschätzen, wie wichtig die individuell sehr unterschiedlich ablaufenden Entwicklungsschritte im ersten Lebensjahr für die spätere Rückengesundheit ihres Kindes sind. Da wird gewetteifert, was das Zeug hält: Welches Kind kann als Erstes sitzen oder gehen? Oft helfen die Eltern nach, setzen oder stellen ihr Kind hin, anstatt es selbst machen zu lassen.

 

Bitte nimm diesen Druck raus – damit tust du deinem Kind unendlich viel Gutes! Im ersten Lebensjahr probieren die Kleinen viel aus, erfahren sich und ihren Körper jeden Tag neu, lernen durchs Scheitern und trainieren Bewegungsabläufe immer und immer wieder – so lange, bis es klappt.

»Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.«

(Afrikanisches Sprichwort)

Meiner Erfahrung nach sind die Kinder, die alles von sich aus und in ihrem eigenen Tempo tun dürfen weniger anfällig für Rückenprobleme. Jene Kinder, bei denen »nachgeholfen« wird, damit sie möglichst früh sitzen und gehen, landen aufgrund von zu viel Spannung in Körper und Rücken hingegen häufiger in der Therapie. Zudem entwickeln sie oft sehr ungesunde Bewegungsmuster wie beispielsweise das Po-Rutschen und den Zehenspitzengang.

Über die Bedeutung der einzelnen Bewegungsschritte im ersten Lebensjahr habe ich einen eigenen Blogartikel geschrieben.

Rückenprobleme bei Kindern rechtzeitig behandeln

Oft kommen Eltern mit ihrem zwei-, dreijährigen Kind zu mir in die Praxis und sagen:

»Ich habe selbst Rückenschmerzen. Das will ich meinem Kind ersparen.«

Selten haben die Kinder zu diesem Zeitpunkt bereits Schmerzen, aber den Eltern fällt meist schon eine schlechte und veränderte Haltung auf. Sie suchen präventiv Hilfe, um ihrem Kind die Rückenschmerzen von vornherein zu ersparen.

Diese Einstellung kann ich nur unterstreichen: Je früher man beginnt, den Rückenproblemen entgegenzuwirken, desto besser.

 

Mit jedem Tag, an dem dein Kind unter Rückenweh leidet, verschlechtert sich die Situation. Mitunter schleichen sich falsche Bewegungsabläufe und Fehlhaltungen ein, die später nur noch sehr schwer zu korrigieren sind.

 

Je jünger ein Kind ist, umso leichter kann ich es behandeln, weil es die Therapie als Spiel anstelle von »Ich muss« empfindet. Eine frühzeitige Behandlung ist die Basis für einen gesunden, möglichst schmerzfreien Rücken.

7 mögliche Gründe warum dein Kind Rückenschmerzen hat

In meinen mittlerweile 18 Jahren als Kinderphysiotherapeutin begegnen mir immer wieder die nachfolgend beschriebenen sieben Ursachen für Rückenprobleme bei Kindern:

1. Ursachen im ersten Lebensjahr

Wie eingangs schon erwähnt ist das erste Lebensjahr grundlegend für die weitere körperliche Entwicklung deines Kindes. Dabei hat jedes Kind sein ganz eigenes Tempo und das ist gut so. Versuche bitte nicht, die Entwicklungsschritte deines Kindes zu beschleunigen, indem du es beispielsweise aufsetzt oder hinstellst. Das belastet die Wirbelsäule, weil die Muskulatur noch nicht genügend ausgeprägt ist und die Wirbelsäule somit nicht stabilisieren kann.

 

Wenn es soweit ist, ergreift dein Kind ganz von selbst die Initiative. Schließlich wollen Kinder lernen – dazu üben, probieren und trainieren sie unermüdlich. Aber eben in ihrem eigenen Tempo

 

In der Praxis erlebe ich häufig, dass Kinder mit einem auffälligen Gangbild (z.B. dem Zehenspitzengang) Rückenschmerzen haben. Zum Zehenspitzengang neigen sie aufgrund von zu viel Spannung im Rücken. Eltern beschreiben im Erstgespräch oft, dass ihr Kind auf Zehenspitzen geht, seit es zu gehen begonnen hat. Begünstigt wird das beispielsweise auch durch Gehfrei und Türhopser, die du am besten gar nicht erst anschaffst.

 

Zu langes Liegen oder Sitzen in Babyschalen und Wippen sowie fehlendes Krabbeln können sich ebenfalls kontraproduktiv auf die Rückengesundheit deines Kindes auswirken.

Setze deshalb von Anfang an aufs »richtige« Produkt, zum Beispiel ein verstellbares Maxi Cosi fürs Autofahren.

Tipp:

 Gestehe deinem Kind zu, sich in seinem eigenen Tempo

zu entwickeln und fortzubewegen,

und hol dir lieber früher als später professionelle Hilfe,

wenn dein Kind wichtige Entwicklungsschritte übersprungen hat.

2. Haltungsschäden

Meist ist es schwierig, Haltungsschäden frühzeitig zu erkennen, weil sie nur in den seltensten Fällen schon von Anfang an Schmerzen verursachen. Und doch sind Fehlhaltungen meiner Erfahrung nach sehr oft der Grund für Rückenprobleme bei Kindern und Jugendlichen. Deshalb halte ich es für überaus wichtig, Haltungsfehler so früh wie möglich zu therapieren – oft lässt sich schon mit vermeintlichen Kleinigkeiten viel bewirken.

 

Zu den häufigsten Fehlhaltungen zählen:

   Rundrücken: die natürliche Krümmung im Bereich der Brustwirbelsäule ist verstärkt

   Flachrücken: die natürliche Krümmung im Bereich der Brustwirbelsäule ist vermindert

   Hohlkreuz: die natürliche Krümmung im Bereich der Lendenwirbelsäule ist verstärkt; tritt meist in Kombination mit einem nach vorne gewölbten Bauch auf, was auf eine Muskelschwäche im Bereich der Bauchmuskulatur hinweist; bei Kleinkindern oft noch normal, aber bei Weiterbestehen im Schulkindalter ist eine Behandlung unerlässlich

   Skoliose: seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule; macht sich oft durch schiefe Haltung bemerkbar oder wenn der Kopf großteils zur Seite geneigt ist oder eine Schulter höher steht als die andere; entwickelt sich meist im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren, wobei Mädchen bis zu fünf Mal häufiger betroffen sind als Jungs

   Knick-Senkfüße: kommen heutzutage immer häufiger vor, weil die Kinderfüße oft viel zu früh in falsche Schuhe gesteckt werden – sie sind zu steif und unflexibel und bieten viel zu viel Stütze, so dass die Fußmuskulatur gar nicht mehr selbst arbeiten muss; bis zu einem gewissen Alter sind Knick-Senkfüße normal, bei Asymmetrie ist jedoch Handlungsbedarf gegeben

   Smartphone-Nacken: durch das vermehrte Benutzen von Smartphone und Tablet in den letzten Jahren immer stärker verbreitet; die eigentliche Aufgabe des sogenannten Kapuzenmuskels ist u.a die Schultern nach oben zu ziehen – durch die intensive Smartphone-Nutzung muss er jedoch eine Funktion ausführen, für die er nicht gemacht ist: den stark nach vorne geneigten, schweren Kopf halten

Tipp:

 Oftmals ist den Kindern und Jugendlichen ihre schlechte Körperhaltung gar nicht bewusst.

Deshalb ist es im ersten Schritt nötig, diese fehlende Körperwahrnehmung zu trainieren.

Bei Nutzung von Smartphone und Tablet empfehle ich, lieber Sprachnachrichten zu senden,

als die ganze Zeit Nachrichten zu tippen.

3. Bewegungsmangel

Klingt so banal wie es ist: Unsere Kinder bewegen sich heutzutage viel zu wenig.

In meiner Kindheit bin ich morgens raus und abends wieder rein, dazwischen habe ich unzählige Kilometer abgespult, bin gelaufen und gesprungen. So kann der Körper ausreichend Muskeln aufbauen, um möglichst beschwerdefrei durchs Leben zu gehen. Zudem werden Gleichgewichtssinn, Koordination, Motorik, Geschicklichkeit und Mobilität trainiert.

Tipp:

Stiegen statt Rolltreppe benutzen und

mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen,

anstatt dein Kind mit dem Auto von A nach B zu bringen.

4. Übergewicht

Fast ein Drittel der Kinder in Österreich ist übergewichtig. Die Zahl der fettleibigen Kinder weltweit hat sich in den vergangenen 40 Jahren verzehnfacht. Schockierende Nachrichten, oder?

Übergewicht verändert die Statik, es kommt zu Ausweichbewegungen und falschen Haltungsmustern – was früher oder später zu Schmerzen führen kann.

Tipp:

Achte neben reichlich Bewegung (siehe Punkt 1.)

auf die individuell richtige Ernährung deines Kindes und streiche Softdrinks,

Fertigprodukte und Lebensmittel mit hohem Zuckeranteil

am besten komplett von deiner Einkaufsliste.

5. Zu schnelles Wachstum

Wenn dein Kind zu schnell wächst, kann das auch Schmerzen verursachen. Manche Kinder berichten, dass sie sich »in der Früh nach dem Aufwachen kaum rühren können«, andere wiederum können nicht einschlafen.

 

Zu mir in die Therapie kommen die Kinder erst dann, wenn sie zum Beispiel aufgrund verkürzter Muskeln eine schlechte Haltung zeigen. Deshalb solltest du darauf schauen, dass dein Kind beweglich bleibt, indem es regelmäßig Dehnungsübungen macht und sich generell viel bewegt. Denn das Wachstum selbst kannst du nicht beeinflussen.

6. Rheuma

Rheuma – ebenso wie Tumore – kommt bei kleinen Kindern sehr selten vor. Hinweise auf Rheuma können geschwollene, warme Gelenke und Schonhaltungen sein. Manche Kinder laufen vielleicht gar nicht mehr und wollen lieber getragen werden.

7. Psychologische Ursachen

Speziell bei Jugendlichen können durchaus psychologische Ursachen hinter ihren Rückenproblemen stecken. Bei großen Mädchen fällt mir auf, dass sie sich – im wahrsten Sinne des Wortes – oft klein machen. Mädchen mit großer Oberweite neigen zu einem Rundrücken, weil sie ihren Busen »verstecken« wollen.

 

Aber auch bei jüngeren Kindern kann seelischer Schmerz zu Rückenproblemen führen – möglicherweise wollen sie aus mangelndem Selbstwertgefühl oder weil sie gemobbt werden klein sein.

Tipp:

Versuche dein Kind – egal ob groß oder klein – bestmöglich zu fördern,

aber nicht zu überfordern.

Damit nimmst du ihm im wahrsten Sinne des Wortes

eine große Last von seinen Schultern.

Manche Eltern projizieren nämlich Erwartungen,

die sie eigentlich an sich selbst haben, unbewusst auf ihr Kind.

Physiotherapie für Kinder und Jugendliche bei Rückenschmerzen

Mir ist es ein Herzensanliegen, meine kleinen und größeren Patienten ganzheitlich zu betrachten. Dazu werde ich dir als Elternteil viele Fragen stellen, denn nur so kann ich die Ursache für die Rückenschmerzen deines Kindes herausfinden und mit meiner Therapie gezielt ansetzen. Außerdem untersuche ich natürlich dein Kind, indem ich mir seine Haltung und Bewegungsabläufe genau anschaue und Bewegungsmuster analysiere.

 

Mir ist klar, dass vielen im Alltag die Zeit (und den Jugendlichen teilweise die Lust) fehlt, tagtäglich brav zehn Übungen durchzuführen. Der dadurch erzeugte Druck würde sich nur kontraproduktiv auswirken. Manchmal ist es allerdings unerlässlich, regelmäßig zwei, drei spezielle Übungen durchzuführen, beispielsweise bei einer starken Skoliose.

 

Ansonsten versuche ich, meinen Patienten Sportarten schmackhaft zu machen – am liebsten solche, bei denen Körperspannung und Mobilisation gefordert sind wie zum Beispiel Klettern, Yoga oder Kampfsportarten wie Capoeira.

 

Bei vielen Kindern geht es aber erst mal darum, überhaupt eine Wahrnehmung zu schaffen, dass sie eine schlechte Körperhaltung haben.

Was deinem Kind bei Rückenschmerzen hilft

Oft können schon Kleinigkeiten viel bewirken, um Rückenprobleme bei Kindern und Jugendlichen zu mindern.

Das kannst du tun, um dein Kind bestmöglich zu unterstützen:

 

   Sei ein gutes Vorbild im täglichen Leben – dein Kind orientiert sich an deinem Verhalten.

   Achte darauf, dass sich dein Kind regelmäßig bewegt – sei es bei einer geeigneten Sportart oder gemeinsamen Wanderungen etc.

   Schau, dass dein Kind Abwechslung in seinem Bewegungsalltag hat,

   z.B. indem es die Position beim Erledigen der Hausaufgaben immer wieder verändert:

   normal auf einem Sessel sitzen, dann rittlings, Hausaufgaben im Liegen schreiben oder am Pezziball sitzend.

   Ermutige dein Kind, die Übungen aus der Physiotherapie (sofern empfohlen) auch zu Hause durchzuführen.

   Investiere in eine ergonomisch hochwertige Schultasche und hab ein Auge darauf, dass sie nicht zu schwer bepackt ist.

   Wenn dein Kind Smartphone oder Tablet nutzt, soll es das auf Augenhöhe tun, damit die Nackenmuskulatur nicht überstrapaziert wird.

 

Dein Kind hat Rückenschmerzen? Melde dich bei mir – ich freue mich darauf, euch helfen zu können!

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