- "Was dein Kind am wenigsten mag, braucht es am meisten"
- "Bitte Babys nicht in Positionen bringen, in die sie noch nicht von allein kommen."
- "Kein Kind schreit stundenlang ohne Grund"
- "Überall dort, wo Hände sind, passiert nichts."
- "Eine schnelle ist nicht gleich eine gute Entwicklung."
- "Es ist nicht die Zeit wichtig, wann das Kind was macht, sondern die Abfolge/ Reihenfolge"
- "Es sollte kein Körperteil geben, an dem man sich nicht berühren lassen will."
- "Krabbeln ist für mich der wichtigste Entwicklungsschritt."
- "Es ist nie zu spät, etwas zu verändern."
- "Kleine Unfälle verhindern große Unfälle."
Was dein Kind am wenigsten mag, braucht es am meisten
Egal ob es die Berührung im Gesicht oder das feste Angreifen der Füße ist ... wenn ein Kind solche Dinge dauerhaft nicht toleriert, dann gibt es meiner Meinung nach Handlungsbedarf.
Empfindliche Füße verhindern ein harmonisches Gangbild, empfindliche Hände verhindern das Krabbeln oder ein empfindlicher Hals (nach Nabelschnur um den Hals bei der Geburt) verhindert den Schal im Winter.
Eltern neigen dazu, dass sie Dinge nicht mehr tun, wenn sie merken, dass ihr Kind das nicht mag. Das ist aber schade, denn in diesen Sachen liegt das größte Potenzial. Und es geht nicht darum, ob man es macht, sondern wie du es möglich machen kannst!
Wenn ein Kind z.B. nicht im Schneidersitz sitzen will, dann probier es doch mal im Sitzsack, der passt sich dem Körper an oder leg das Stillkissen unter den Knie.
Bitte Babys nicht in Positionen bringen, in die sie noch nicht von allein kommen
Es schadet deinem Baby, wenn du Entwicklungsschritte vorwegnimmst und es zum Beispiel hinsetzt oder hinstellst, bevor es das aus eigenem Antrieb und aus eigener Kraft kann.
Das kann viele Spätfolgen haben, die ich immer wieder in der Praxis sehe.
Lass deinem Kind die Zeit, die es braucht, ohne zu stressen. Wir sind so viele Jahre unseres Lebens auf unseren Beinen und das Training dafür findet im ersten Jahr am Boden statt.
"Erzähle mir und ich vergesse,
zeige mir und ich erinnere mich,
lass mich tun und ich verstehe."
(Konfuzius)
Kein Kind schreit stundenlang ohne Grund
Laut der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendgesundheit spricht man von einem Schreibaby, "wenn Unruhe oder Schreien über mehr als 3 Stunden pro Tag, an mehr als 3 Tagen pro Woche, über mehr als 3 Wochen auftritt."
Schreien ist für Babys lange die einzige Möglichkeit, Unzufriedenheit oder Schmerzen auszudrücken. Auch bei ständiger Reizüberflutung schreien Babys mehr als normal.
Ich denke, dass es immer einen Grund hat, wenn ein gesundes Baby zum Schreibaby wird. Ein Beispiel findest du in einem meiner ersten Blogartikel.
Überall dort wo Hände sind, passiert nichts
Oft sehe ich große Unsicherheit, wenn es zum Handling eines Babys kommt. Es wird viel zu viel gestützt und gehalten, wo das Baby es doch schon allein kann.
Beim Tragen z.B. nutze ich vornehmlich den Tragegriff nach vorn - dann muss das Kind ein bisschen mehr tun und ich habe auch noch eine Hand frei.
Auch am Pezziball gilt dieses Motto, wenn es Training für dein Baby sein soll.
Halte es gut an den Hüften oder bei den Ellenbogen fest und lass es sich selbst halten und die Muskeln trainieren.
Eine schnelle Entwicklung ist nicht gleich eine gute Entwicklung
Viele Babys, die sich mit 6-7 Monaten schon überall hochziehen und die dann auch schnell zum freien Gehen kommen, haben dann nicht unbedingt das beste und sicherste Gangbild. Sie stolpern oft über Dinge, schauen nicht auf den Weg oder gehen auf Zehenspitzen.
Dabei sind Babys, die länger als der Durchschnitt zum Gehen lernen brauchen, meist aufstehen und gehen, als hätten sie nie etwas anderes getan. Viel sicherer, weil sie ja auch viel Zeit zum Trainieren am Boden hatten.
Bei ersteren kommen dann auch oft die Hände der Eltern ins Spiel und es wird mit den Kindern an den Händen gegangen, was das Gangbild auch nicht besser macht.
Es ist nicht die Zeit wichtig, wann das Kind was macht, sondern die Abfolge/ Reihenfolge
Wenn Eltern mit ihren Babys zu mir kommen, dann ist mir in den seltensten Fällen wichtig, wie alt sie sind, sondern ob alle Entwicklungsschritte der Reihe nach ablaufen oder abgelaufen sind.
Wird ein Schritt übersprungen, dann wäre es gut, wenn das Baby ihn nachholt. Da gibt es immer Möglichkeiten, wie zum Beispiel den Tunnel, um das Krabbeln zu initiieren.
Ich habe einen ganzen Blogartikel über das erste Lebensjahr geschrieben.
"Nicht alle Kinder lernen das Gleiche
zur gleichen Zeit auf die gleiche Weise."
(Kathy Walter)
Es sollte kein Körperteil geben, an dem dein Kind sich nicht berühren lassen will
Ich habe es schon beim ersten Punkt erwähnt, dass ich es wichtig finde, dass es keine Über- oder Unterempfindlichkeiten am Körper gibt. Denn auch ein vermindertes Schmerzempfinden bringt Gefahren mit sich, weil das Kind gar kein Bewusstsein dafür hat oder es große Kraftweinwirkungen braucht, dass das Kind mal so etwas wie Schmerz spürt. Nur aus solchen Erfahrungen können wir lernen.
Überempfindlichkeiten sehe ich oft, wenn z.B. das Baby bei der Geburt mit der Saugglocke geholt wurde, beim Hals, wenn bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals war oder bei den
Füßen.
Was die Nabelschnur um den Hals ausmachen kann, kannst du in diesem Artikel nachlesen.
Krabbeln ist der wichtigste Entwicklungsschritt
An keinem Entwicklungsschritt des ersten Lebensjahres hängt, meiner Meinung nach, gefühlt so viel dran, wie am Krabbeln.
Mehr dazu kannst du in meinem Artikel über 7 gute Gründe fürs Krabbeln nachlesen.
Leider wird dem, für meinen Geschmack, immer noch zu wenig Wichtigkeit beigemessen. Ständig scheint nur wichtig, wann ein Kind sitzt, steht oder geht. Meine Meinung dazu kannst du in diesem Artikel nachlesen.
Es ist nie zu spät etwas zu verändern
Sehr oft höre ich: "Wir haben schon so viel probiert und nichts hat wirklich etwas gebracht."
Und gerade bei diesen Kindern hilft es den Eltern dann schon viel, wenn sie mal die Zusammenhänge all der Probleme erkennen und sehen, dass das Kind es meist nicht mit Absicht macht.
Wenn sie die Empfehlungen und Übungen dann auch noch umsetzen, sehen alle Beteiligten schnell eine positive Wirkung und das motiviert natürlich dazu, auch in Zukunft dranzubleiben.
Es gibt schon einige Blogartikel darüber, z.B. über das Schulkind, dass sich in der Schule nicht konzentrieren konnte oder einen Jugendlichen mit Haltungsschwäche.
Dieses ist eines meiner Lieblingsthemen in der Praxis und ich werde auch immer wieder von Ärzt:innen und Kolleg:innen weiterempfohlen.
Ich schaue mir bei diesen Kindern auch gern das Human Design an und habe auch damit schon einigen Eltern helfen können, ein besseres Verständnis für das Kind zu bekommen. Hier findest du einen Artikel über die verschiedenen Lerntypen.
Kleine Unfälle verhindern große Unfälle
Natürlich möchtest du dein Kind beschützen und wünschst dir, dass es sich nicht ernsthaft wehtut.
Aber Kinder müssen gewisse Erfahrungen machen, um gegebenenfalls das Verhalten oder Herangehensweise zu ändern. Wenn immer alles sicher ist oder scheint, dann lernt es ja nicht, aufmerksam zu sein und Gefahren richtig einzuschätzen.
Zu oft erlebe ich die Hände am Kind während es klettert und dieses verlässt sich dann in jeder Situation darauf, dass es eh "aufgefangen" wird.
Das birgt ein viel größeres Verletzungsrisiko, als die Unfälle, die nun mal am Wege der Entwicklung passieren.
Es gibt übermütige Kinder und es gibt vorsichtige Kinder ... jede:r lernt es auf eigene Weise.
Versuche nicht deine Ängste auf dein Kind zu legen, denn es darf eigene Erfahrungen machen.
"Dein Kind sei so frei es immer kann.
Lass es gehen und hören, finden
und fallen, aufstehen und irren."
Johann Heinrich Pestalozzi
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