Interview mit Ergotherapeutin Elisabeth Derler
Was bedeutet Schulreife?
Schulreife ist ein sehr großer Begriff ...
Bedeutet, dass ein Kind körperlich, sozial und emotional in der Lage ist, den schulischen Anforderungen gewachsen zu sein.
Außerdem sollte es alltägliche Anforderungen meistern können, wie sich selbst an- und ausziehen, Trinkflasche öffnen, Klo gehen, Schnürsenkel binden usw.
Aber auch dass sich das Kind eine gewisse Zeit auf eine bestimmte Aufgabe am Tisch konzentrieren zu können.
Und ein großer Bereich ist, dass sie mit dem Stift geschickt umgehen können, denn in den ersten Schuljahren dreht sich viel um Papier und Stift.
Wie schaut dein perfektes Schulsystem aus?
Es wäre wichtig, dass es viel mehr Bewegung in der Schule gibt. Es sollte viel Abwechslung geben, sodass die Kinder nicht immer sitzen müssen, bei dem, was sie gerade tun.
Es sollte mehr Individualität im Schulalltag geben. Man sollte anerkennen, dass Kinder sich ganz unterschiedlich entwickeln: nicht jeder kann zur gleichen Zeit alles gleich gut.
Jedes Kind sollte sein eigenes Maß sein, vom Vergleichen miteinander sollte mehr Abstand genommen werden.
Und dass es mehr um Stärken geht und nicht so sehr um Defizite.
Es gibt Dinge, die mag man tun und es gibt Dinge, die muss man tun.
Man kann sich nicht nur mit Dingen beschäftigt, die super lustig sind, sondern eben auch mit Dingen, die es braucht für die schulische Entwicklung.
Trotzdem darf Schule noch mehr Spaß machen!
Gibt es DIE eine richtige Stifthaltung?
Diese Frage höre ich öfter ...
Es gibt Stifthaltungen, die für die Schule nicht förderlich sind - siehe Video ab Minute 4:34
Eine günstige Stifthaltung betrifft die ersten 3 bzw. 4 Finger. Aber es geht nicht nur um die Finger, sondern auch darum, dass die Handkante auf dem Tisch aufliegt und es sollte kleine Bewegungen mit den Fingern möglich sein.
Viele Kinder starten mit einer statischen Stifthaltung - bedeutet, dass sie den Stift zwar schon mit 3 oder 4 Fingern halten, aber noch keine feinen Bewegungen mit den Fingern möglich sind. Das soll sich aber im Normalfall mit der Zeit entwickeln, denn das braucht man zum Schreiben. Schreiben macht man nicht mit dem ganzen Arm, sondern mit den Fingern.
VERENA: Ist es in Ordnung, wenn sie das noch nicht können, wenn sie in die Schule kommen?
Prinzipiell ok, aber je mehr Erfahrung mit dem Stift, desto besser.
Es ist nicht unüblich, dass Kinder eine Übergangshaltung haben, wenn sie in die Schule kommen.
Was ist deine Meinung zu Edurino-Stiften?
Ich denke, es kann eine gute Ergänzung sein, um Interesse für Buchstaben zu wecken oder überhaupt mal einen Stift in die Hand zu nehmen. Es ist aber nicht günstig, nur auf diese Form zu setzen.
Diese Stifte sind oft sehr dick und dreieckig. Und je dicker ein Stift ist, umso schwieriger ist es, kleine Bewegungen mit den Fingern zu machen und eine gute Stifthaltung zu entwickeln.
Es ist einfach auch komplett anders als am Papier - es fühlt sich ganz anders an, es braucht eine andere Druckdosierung, die Handkante ist meist nicht abgelegt, ... Schreiben am Papier kann dadurch nicht ersetzt werden.
Man lernt andere Dinge, als mit Papier und Stift.
Ich würde es nicht ausschließlich und zu viel machen, denn auch die ganzen Sounds und die Blinkerei tragen möglicherweise zu einer Überreizung bei. Und das Analoge wird vielleicht noch uninteressanter.
Es kann aber auch eine Brücke sein, zu Aufgaben mit Papier und Stift.
Was fällt Eltern als Erstes auf, wenn etwas mit der Stifthaltung nicht passt?
- malen oder zeichnen gar nicht gern
- nehmen den Stift (oder Schere) gar nicht in die Hand
- Fausthaltung bei Vorschulkindern
- zu viel Druck
- grob
- keine Ausdauer
Ich mag nicht - ist manchmal: Ich kann es nicht.
Ein/ zwei Übungen, um die Stifthaltung zu verbessern
- Fingerspiele mit Fingerpuppen - isolierte Fingerbewegungen fördern
- fädeln
- kleine Gegenstände, die man nicht mit der ganzen Hand halten kann
- schneiden mit der Schere - schauen, dass sie zwei kleine Löcher hat
Schnipp-schnapp-Scherenmeister Onlinekurs
Ab 3.3.2025 gibt es einen neuen Kurs zum Thema Schneiden mit der Schere, denn Schneiden ist eine tolle Möglichkeit spielerisch eine gute Stifthaltung zu fördern.
Außerdem werden Ausdauer und Konzentration gefördert. Und das Kind erlebt Erfolgserlebnisse, während es mit seinen Händen etwas gestaltet. Schneiden mit der Schere kann so viel mehr bewirken, als man vielleicht meinen würde.
Während der 4 Wochen werden immer montags die Inhalte freigeschaltet und donnerstags gibt es ein Zoom-Meeting, um Fragen zu stellen. Im Erstdurchlauf ist der Kurs kostenlos - es ist ein Tausch: ehrliches Feedback für die Teilnahme am Kurs.

Elisabeth Derler
Ergotherapeutin für Kinder und Erwachsene
Website: https://elisabeth-derler.at
Kursinfos: https://kurse.elisabeth-derler.at/scherenmeister
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