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Höher, schneller, weiter...

 

Ich melde mich nach einem Telefonat mit einer Mutter mal wieder zu Wort.

Ich möchte versuchen, den Artikel nicht als Anklage zu schreiben, sondern um noch mal darauf aufmerksam zu machen, dass es im 1. Lebensjahr nicht um Schnelligkeit geht.

 

Es gibt inzwischen unzählige Blogartikel, die darüber berichten, dass das passive Hinsetzen für die Babys schädlich ist und das Gehfrei auch ein sehr ungesundes Hilfsmittel darstellt. Und trotzdem machen es so viele Eltern …

 

Warum ist das so?

Ich möchte es wirklich verstehen!

 

Immer wieder höre ich Sätze wie:

  • Es will doch unbedingt sitzen!
  • Es macht ihm oder ihr doch voll Spaß!
  • Ich saß selber auch da in einem Gehwagen (Gehfrei) und es hat mir nicht geschadet!

Aber ich möchte kurz erzählen, was der Inhalt des Telefonats war.

Es ging um ein 8 Monate altes Baby, das absolut nicht am Boden liegen wollte - nicht am Rücken und auch nicht am Bauch. Also haben es die Eltern es permanent durch die Gegend getragen, immer wieder hingesetzt und mit Polstern gesichert.

Außerdem stellen die Eltern ihre Tochter jeden Tag 10 Minuten ins Gehfrei und auch hier meint die Mama, dass die Kleine voll viel Spaß hat und das wird ihr schon nicht schaden.

 

Ich habe dann am Telefon versucht zu erklären, warum das Gehfrei schädlich ist und darauf hingewiesen, dass es entgegen jeder motorischen Entwicklung ist und das Kind zu Geschwindigkeiten kommt, die es sonst am Boden ja nie aufnehmen würde.

Diese Geräte sind nicht ohne Grund in vielen Ländern verboten - es wird Zeit, dass es auch bei uns aus den Wohnungen verschwindet und auf dem Müll landen.

 

Würde das Kind in der Zeit am Boden sein, dann würde es sich fleißig drehen, robben, kriechen, in den Vierfüßlerstand gehen und eventuell schon krabbeln und sich dann bald einmal allein hinsetzen.

Das machen die meisten Kinder aus dem Vierfüßlerstand - einige aus der Gartenzwergposition (in der Seitlage).

 

WICHTIG: Sitzen übt man nicht mit sitzen - sondern durch das Training am Boden!!!!!

 

Als die Mama jetzt mit ihrem Kind in meiner Praxis war, kamen ganz andere Dinge zum Vorschein.

Das Kind hatte während der Geburt die Nabelschnur um den Hals und musste mit Kaiserschnitt geholt werden, weil sie sich unter dem Rippenbogen “verkeilt” hatte und die Nabelschnur zu kurz war.

Sie war sehr hypersensibel im Halsbereich und auch die Mutter berichtet, dass sie es nicht gern hat, wenn sie etwas um den Hals hat.

Sie will nicht liegen - weder am Rücken noch am Bauch - so wird sie immer hingesetzt, damit sie zufrieden (und leise) ist. Die Mutter hat es nicht ertragen, wenn sie auch nur eine Minute laut war.

 

Ich habe noch mal versucht zu erklären, dass weitere Entwicklungsschritte schwierig sind, wenn sie immer passiv da sitzt und nie am Bauch liegt. Auch das Krabbeln wird sie so sehr wahrscheinlich überspringen.

 

Die Mutter meinte dazu, dass sie selbst auch nicht gekrabbelt ist. Ich habe dann auf die möglichen Folgen hingewiesen. Die Mutter hat sich in den Erklärungen nicht wiedergefunden und am Ende gemeint, dass sie lieber ein ruhiges sitzendes Kind als ein “lautes” krabbelndes Kind hat.

 

Während der 45 Minuten (und auch der beiden folgenden Einheiten) hat die Kleine sich wunderbar am Rücken und am Bauch liegend behandeln lassen.

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