Gleich mal zu Beginn sei gesagt, dass die meisten Kinder gar keine Skoliose haben, sondern eine skoliotische Fehlhaltung. Von einer Skoliose spricht man erst, wenn ein Bogen größer ist als 20°.
Wichtig zu wissen!
Das Alter des Kindes ist ein entscheidender Faktor.
Warum?
Weil offensichtlich die Hormone eine große Einwirkung auf die Entwicklung der Fehlhaltung haben.
Wenn Mädchen ihre Periode noch nicht haben und Jungs noch nicht im Stimmbruch sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die skoliotische Fehlhaltung innerhalb von kurzer Zeit (wir sprechen hier von wenigen Monaten) viel schlechter werden kann. Es ist also eine engmaschige Kontrolle und vielleicht auch schon ein Therapiestart (nach Schroth) angesagt.
Sind die Kinder schon älter, ist eine Therapie natürlich auch sinnvoll, aber die Gefahr der starken Verschlechterung ist nicht mehr so gegeben.
Regelmäßiges Üben oder bewegen
Es ist oft ein Krampf für die Eltern, ihre Kinder zur Therapie zu bringen oder zum Üben zu motivieren.
Ein Grund dafür ist, dass viele (noch) keine Schmerzen haben und somit nicht so recht verstehen, warum sie das jetzt (und dann auch noch regelmäßig) machen sollen. Sie verstehen die Aufregung der Erwachsenen nicht so wirklich.
Die meisten bekommen die Diagnose mitten in der Pubertät, wo natürlich andere Dinge im Vordergrund stehen als zur Physiotherapie zu gehen.
Tipp #1 - Beine überschlagen - ab heute immer andersherum
Der Körper folgt bei solchen Bewegungen immer den Krümmungen bzw. den Bögen der Wirbelsäule und sucht sich den leichtesten Weg.
Meist verstärkt dieser leichtere Weg die Wirbelsäulenverkrümmungen und somit ist die Gegenseite die beste Therapie und Aktivierung für die schwächere Seite.
Tipp #2 - Schrittstellung im Stand - anstelle auf einem Bein
Auch hier wird das Kind vorzugsweise auf der Seite des größeren Bogens (im Bereich der Wirbelsäule) stehen und somit ist die Schrittstellung eine Neutralisation dieser Stellung. Bei der Schrittstellung werden beide Beine mehr oder weniger gleich belastet und die Wirbelsäule geschont.
Tipp #3 - Seitsitz - in Gegenrichtung zur gewohnten Position
Hier gilt dasselbe wie im Sitzen.
Der Körper sucht sich immer den leichtesten Weg und wenn sich das Kind von heute an genau auf die Gegenseite setzt, dann passiert bei einer Alltagsposition schon Dehnung (der zu kurzen Seite) und eine Aktivierung der schwachen (überdehnten) Seite im Bereich der Wirbelsäule.
Tipp #4 - Fersensitz/ Reitsitz - anstelle Asymmetrie
Wenn das Kind z.B. immer in derselben Position sitzt und nur ein Bein angezogen hat - also immer dieselbe asymmetrische Haltung zeigt, dann wäre eine Veränderung wichtig, um auch hier die Balance im Bereich der Wirbelsäule zu unterstützen.
Schau dir also an, ob dein Kind irgendwelche Gewohnheitshaltungen hat und versucht gemeinsam eine Alternative zu finden. Entweder ab heute anderes Bein an beugen oder eine symmetrische Sitzposition als Alternative.
Tipp #5 - keine einseitigen Sportarten - wie z.B. Tennis
Prinzipiell gibt es (inzwischen) wenig Verbote, denn jede Bewegung ist besser als keine. Ich würde nur von einseitigen Sportarten (wie z.B. Tennis) in extremer Form (also mehr als 1x pro Woche) abraten, denn auch hier gilt wieder dasselbe:
Der Körper folgt seinen „Bögen“ und diese werden dadurch verstärkt.
In der Therapie versuchen wir aber den Ausgleich in die Gegenrichtung zu aktivieren.
Fazit:
Übungen sind eine Sache, aber die Alltagspositionen zu verändern und somit neue Gewohnheiten einzuführen ist meiner Meinung nach der viel wichtiger Punkt. Denn das machen die Kinder oft stundenlang - beim Zocken oder Fernsehen schauen. Damit kann ich deshalb viel mehr verändern, als wenn das Kind bestenfalls 1x in der Woche 30min seine Übungen macht.
Gewohnheiten brauchen eine Weile um sich zu verändern, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Kinder sehr schnell selbst daran denken und auf jeden Fall machbar ist - anfangs vielleicht mit ein paar Erinnerungen …
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